Grenzlande

Nach meiner Begegnung mit dem grausamen Dünenhai sollte man meine Abneigung, mich in die Ödlande hinauszuwagen, die Caldeum umgeben, vielleicht als normal ansehen. Jene, die den sengenden, gelben Landstrich der Grenzlande betreten und mit eigenen Augen gesehen haben, dass sich, so weit das Auge reicht, eine Sandwüste erstreckt, die von schrecklichen Kreaturen bevölkert ist, würden einer solchen Einschätzung wohl zustimmen.

Doch war es nicht immer so. In vergangenen Jahren hätte ich mich, ohne in Gefahr zu schweben, dorthin begeben können. Denn obschon die Grenzlande zu den gefährlichsten Lebensräumen unserer Welt gehören, konnten selbst diese wilden Lande Caldeums Expansion in seiner Blütezeit nicht Einhalt gebieten.

Bild 1 der Grenzlande

Ursprünglich waren die Grenzlande menschenleer, abgesehen von den hartgesottensten (manche würden sagen verrücktesten) Glücksrittern, bis die große Militärgarnison von Lut Bahadur (wörtlich übersetzt „Stadt des Tores“) gebaut wurde, um die Lacuni in ihren Felsbehausungen von Caldeum fernzuhalten. Lut Bahadurs einsame Wacht über die trostlose Einöde endete vor vierhundert Jahren, als in einem Gebiet namens „Sengende Winde“ wertvolles Erz entdeckt wurde. Die Stadt Alcarnus wurde bald zum Zentrum des gesamten Bergbaus in der Region, und es entstanden in ihrem Schatten noch weitere kleine Siedlungen. Als die Oase von Dahlgur entdeckt und eine dritte Stadt dort errichtet wurde, war die Vorherrschaft Caldeums in den Grenzlanden gesichert. So konnten die Grenzlande sich eines gesicherten Nachschubes an Nahrungs- und Wasservorräten durch Dahlgurs Karawanen erfreuen, geschützt durch die Macht Caldeums.

Bild 2 der Grenzlande

Doch Hakan II., unser junger und unerfahrener Herrscher, hielt es für klüger, Caldeums Unterstützung für die Einöde einzustellen und jene, die dort leben, sich selbst zu überlassen. Heute ist keine Karawane mehr sicher, und Flüchtlinge branden in Scharen, gleich einer menschlichen Welle, gegen die Tore von Caldeum, verzweifelt auf der Suche nach Rettung, die diese unsere Stadt einst bot. Ich habe mich ausführlich mit vielen dieser armen Teufel unterhalten, und die Geschichten, die sie erzählen, sind dazu angetan, sogar den unerschütterlichsten Abenteurer zögern zu lassen. Und obschon ihre Erzählungen über einen geheimen Kult, der darauf aus ist, eine dämonische Armee zu erschaffen, ihrem Unwissen in derlei Dingen zuzurechnen ist, haben mich ihre Hysterie und ihre Leidensgeschichten dennoch davon überzeugt, dass sich in den Grenzlanden in der Tat etwas Schreckliches zusammenbraut.


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geschrieben von Abd al-Hazir